uschy & marco

Tagebuch Lower Stikine River
29. August bis 11. September

Nach einer turbulenten Nacht ( nicht bei uns ) welche uns nicht viel Schlaf bescherte, mussten wir heute morgen wieder früh aus den Federn. Nach einem reichhaltigen, typisch amerikanischen Frühstück kamen uns dann Dieter und Conny im River View Hotel in Whitehorse abholen. Da Conny, Dieter und Martin noch nicht gefrühstückt hatten, gingen wir halt noch einmal zum Frühstück. Ich bestellte mir eine Kleinigkeit, so dachte ich es mir eben, und bekam einen riesigen Pancake. Obschon ich dies über alles liebe war es mir aber doch zu viel des Guten. Nach dem wir alles eingekauft hatten was unser Herz begehrte ging’s dann los Richtung Dease Lake.

Die Fahrt auf dem Alaska Highway war sehr angenehm und es hatte schon erstaunlich wenig Verkehr. Am Morley River machten wir dann ein Pic-Nic und wurden nur so von Black Flies umzingelt, welche offenbar auch gerade ein Pic-Nic hielten. Auf unserer Weiterfahrt entlang an wunderschönen Seen und kleinen Flüssen wurden wir begleitet von Sonnenschein und Regen. In Jack’s Corner machten wir dann einen Benzinstopp und bestaunten all die alten Autos und die fast schon antiken Landwirtschaftsgeräte, welche dort für Canada sehr untypisch, in Reih und Glied standen. Später dann, auf dem Cassiar Highway sahen wir einen Fuchs und gleich darauf unseren ersten Schwarzbären, welcher von einem Autofahrer gefilmt wurde. Der Bär machte sich dann aber aus dem Staub und wir sahen nur noch seinen Hintern in den Büschen verschwinden. Bei Lary kauften wir uns noch eine Anglerlizenz und hatten gerade noch Glück, denn es waren beinahe die Letzten. So gegen halbzehn am Abend kamen wir dann bei der „Crazy Creek Lodge“ an.
Dease River
Am anderen morgen waren wir wieder früh wach und begannen mal unseren „Grümpel“ zu sortieren. Wir legten alles draussen auf den Boden und legten los. Dass war ja vielleicht mühsam, was wir wieder alles dabei hatten. Auch dieses Mal hatten wir an die 120 Kilo Gepäck dabei, unvorstellbar! Am frühen Nachmittag ging es dann los zu unserer Cabin. Dieter setzte uns an der Landing unterhalb der Strasse am Fluss ab und da er und seine Familie mit dem Motorboot nach kamen, konnten sie gleich einiges an Material für uns mitnehmen. Wir paddelten eine Weile den Fluss hoch, zum Glück hatte es diesmal genügend Wasser und wir mussten nicht „triddeln“. Bei der Hütte angekommen machten wir zuerst einmal sauber und verräumten unser Gepäck. Wir hatten natürlich jetzt nicht alles dabei, sondern nur die Schlafsäcke, sowie Kleider und Esswaren für die nächsten Tage. Die Männer besuchten dann noch Gordon und Heather, welche eine wunder schöne Cabin ein Stück Flussaufwärts besitzen und wir wurden kurzerhand von ihnen für Dienstagabend zum Z’ Nacht eingeladen. Zum Abendessen gab es ein riesiges Stück Rind auf dem Grill, allerdings war es nicht unbedingt nach meinem Geschmack, aber den Anderen schmeckte es vorzüglich. Bevor es dann dunkel wurde machten sich Dieter, Conny und klein Martin auf den Nachhauseweg, schliesslich ist eine Fahrt bei Dunkelheit auf dem Fluss nicht ungefährlich. Wir gingen dann bald darauf zu Bett und genossen die unheimliche Stille mitten in der Wildnis.
Cabin am Dease River
Auch heute waren wir wieder früh wach. Es war bitterkalt und Marco legte Holz in den Ofen und kroch noch einmal in die warmen Federn. Wir bereiteten uns ein feines Frühstück und paddelten danach mit dem Kanu zum Elbow Lake um zu angeln. Das grosse Anglerglück blieb aber aus und unser Fang war ein einziger Hecht, aber immerhin. Das Wetter war in den letzten Tagen unbeständig und zwischendurch regnete es immer wieder. Es kam dann noch ein heftiger Wind über dem See auf und so paddelten wir nach etwa drei Stunden wieder den Fluss runter. Wir räuchten dann bei unserer Landing den Hecht, welchen wir aber unglücklicherweise zu lange im Ofen liessen und unser Abendessen dem entsprechend trocken ausfiel. Wir entschieden uns dann für eine warme Dusche, kochten Wasser und füllten den Duschsack, welchen wir dann am Ufer des Flusses an einem Baum aufhängten. Es war wirklich ein Genuss so gediegen zu duschen. Wir sassen dann noch eine Weile am Ufer und lauschten in die Stille der Nacht hinein.

Am Morgen des 31. Augustes waren wir bereits um sieben Uhr auf und stellten mit grosser Freude fest, dass der Himmel blau war. Kurze Zeit später lachte uns schon die Sonne entgegen, was für ein herrlicher Morgen. Gegen halbelf kamen dann Dieter, Conny und Martin und bald darauf wanderten wir los. Der Weg auf dem wir uns bewegten sah aus wie unsere Wanderwege in der Schweiz, nur so war es nicht! Es handelt sich um Wild-Trails welche von den Tieren welche immer den selben Weg gehen, geschaffen werden. Es ging durch Gestrüpp und über hingefallene Bäume, der Weg wurde immer steiler und plötzlich standen wir auf einer Waldlichtung. Kurz darauf noch einmal ein heftiger Anstieg und wir kamen in den Genuss eines herrlichen Ausblickes über den Dease River. Weit weg sah man ganz klein unser rotes Kanu welches wir bei unserer Landing festgebunden hatten. Conny hatte noch einen Nudelsalat mit gebracht welchen wir genüsslich verspiessen und dazu die Ruhe und Weite auf uns einwirken liessen. Als wir wieder bei unserer Cabin waren blieb noch Zeit und Dieter und Marco gingen noch ein wenig angeln. Marco fing zwei Aeschen, eine davon behielt er dann, da sie ganz weit unten gebissen hatte und so vermutlich sowieso nicht überlebt hätte.
und rauf geht's ..
Am Abend fuhren wir alle dann mit dem Motorboot zu Heather und Gordon rauf. Sie bewohnen dort ein wirklich tolles Blockhaus und bewirteten uns vom feinsten. Es gab Bären-Ragout, Kartoffeln und Salat. Sie hatten sich wirklich grosse Mühe gegeben, nur dass mit dem Bärenfleisch war nicht wirklich mein Ding. Allerdings muss ich zugeben, dass es nicht mal so schlecht schmeckte, aber nur schon der Gedanke dass ich einen Schwarzbären verspiess, liess mich nicht los und folge dessen konnte ich es auch nicht geniessen. Conny hatte noch einen Kuchen gebacken und so liessen wir es uns gut gehen. Am späteren Abend klopfte es dann plötzlich an der Tür und draussen standen Glen und Debbie. Sie waren ganz aufgeregt und erzählten, dass sie einen Elch geschossen hätten und nun Hilfe bräuchten um den gevierteilten Elch und den Kopf aus dem Boot zu hieven. Die Männer gingen dann gleich los um zu helfen. Sie mussten sogar noch ein Gestell bauen um den Elch auf zu hängen. Glen hatte vor lauter Freude über seine Beute einen zuviel über den Durst gekippt und es dauerte eine ganze Weile bis unsere Männer wieder zurück kamen.
Dease River Valley
Wir mussten dann im dunkeln den Fluss runter fahren, was nicht sehr angenehm war, zumal Brenners noch ihre Schwimmwesten vergessen hatten und wir auch kein Licht hatten. Es war ja noch einmal gut gegangen und bei uns angekommen, gaben wir ihnen zur Sicherheit noch unsere Stirnlampen mit. Am nächsten Morgen erwachten wir auch schon wieder um sieben, allerdings weil ein Motorboot den Fluss hoch fuhr. Wir blieben aber noch ein wenig liegen, ausgerechnet heute, wo wir gerne ausgeschlafen hätten, kam ein Boot. Das war nicht nett. Nach dem Frühstück packten wir alles zusammen, reinigten die Hütte und paddelten um 11 Uhr los. Anfangs sah es aus als käme es regnen, aber gegen Mittag riss der Himmel wieder auf und es wurde doch noch schön. Wir ruderten gemütlich, zwischendurch angelten wir im Fluss und einmal noch im Moskito-Lake. Unterwegs überholten uns Glen und Debbie welche auf der Jagd nach einem weiteren Elch waren. Nach etwa drei Stunden kamen wir bei Dieter und Conny an und begannen alles für unsere Kanu Tour auf dem Stikine River vor zu bereiten.

Eigentlich wollten wir noch in die Sauna gehen, dafür wurde es aber zu spät weil wir noch einen Besuch bei Gerry machten und dort länger hängen blieben als geplant. Am 2. September war es dann soweit. Nach dem Frühstück gingen wir noch in die Sauna und genossen die letzte warme Dusche für die nächsten Tage. Nach dem alles eingeladen war fuhren wir nach Dease Lake wo wir noch die letzten Einkäufe erledigten und machten uns dann auf den langen, einsamen Weg nach Telegraph Creek wo wir uns noch in der Riversong Lodge wegen der Gezeiten erkundigten. Kurz zuvor sahen wir einen Schwarzbären, welcher sich auf dem Dump von Telegraph den Bauch voll schlug. In Glenora richteten wir dann unsere Zelte auf und machten ein Feuer. Das Wetter liess sehr zu wünschen übrig und ich hoffte, dass es besser würde, zumal ich extrem erkältet war. Ich überlegte auch immer wieder hin und her, ob ich überhaupt mit auf die Tour gehen solle, denn einen Weg zurück gibt es nicht.
Unterwegs nach Telegraph Creek
Am 3. September war um 7.15 Uhr Tagwache. Es regnete. Wir frühstückten,  räumten alles zusammen und bepackten unsere Kanus. Meine Erkältung war in dem Sinn nicht mehr so schlimm, dafür hatte ich nun den Husten. Ich entschied mich aber trotzdem für’s mit gehen. Wir verabschiedeten uns von Conny und Martin und gegen Mittag ging es dann los. Wir paddelten unsere ersten 20 Meilen auf dem Stikine River. Es dauerte auch nicht lange und bei den ersten „riffle“ war ich schon klatschnass, als mich die Wellen überrollten. Dies freute mich ganz und gar nicht, machte ich mir doch ein wenig Sorgen wegen meines Hustens und eine Lungenentzündung konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen. Anfangs sahen wir immer wieder Cabins oder besiedeltes Gebiet, dass ist schon taff, so zu leben. Der Fluss war relativ breit und führte nicht unbedingt wenig Wasser. Auf jeden Fall wurde ich auf diesem kurzen Stück zweimal klatschnass als sich die Wellen über mich schlugen.

Beim Yehiniko Creek stoppten wir und trafen gleich auf einen Schwarzbären, welcher uns zuerst gar nicht bemerkte. Da der Wind aus der Gegenrichtung kam und das Rauschen des Yehiniko Creek sehr laut war, war es durchaus keine harmlose Situation. In der Regel gehen die Bären uns Menschen aus dem Weg, aber dieser tat nichts dergleichen, bis er uns dann endlich bemerkte und sich dann irgendwie nicht über den reissenden Creek wagte. Man sah es ihm richtig an, er war unsicher und lief dann ein Stück in den Wald. Mir war das Ganze nicht geheuer und ich blieb zuerst mal im Kanu sitzen, schlussendlich hätte dass vielleicht auch nicht viel genützt, aber dort war ich quasi in Sicherheit, bereit zum los legen. Es ging nicht lange und der Bär kam wieder aus dem Wald, sehr untypisch fand ich. Auf jeden Fall lief er noch eine Weile unschlüssig hin und her, bevor er dann ein Stück Flussabwärts den Stikine River überquerte. Dass war vielleicht ein Erlebnis.
Yehiniko Creek
Uns gefiel dieser Platz sehr gut und so entschieden wir uns für heute nicht mehr weiter zu paddeln. Wir schlugen unser Camp auf, sammelten Holz und machten dann die restlichen Koteletten vom Vorabend und einen Dolly Varden, welchen Marco am Nachmittag gefangen hatte. Dazu gab es Reis und Salat. Wir verbrachten einen schönen Abend am Lagerfeuer und zum Abschied des Tages leuchtete uns ein fantastisches Abendrot. Ich war auch sehr erstaunt, wie gut ich geschlafen hatte, ich machte mir auch keine Sorgen, dass der Bär zurück kommen würde. Meine Idee war, dass Bären ein riesengrosses Revier haben und dieses mit keinem anderen Bären teilen. Also war ja alles klar. Der Bär war weg und einen Anderen gab es nicht. So einfach war dass!
irgendwo auf dem Stikine River
Am nächsten Morgen um 7.30 Uhr standen wir auf, machten Frühstück und packten danach wieder alles zusammen und legten wieder ab. In der Früh hatte es noch Nebel welcher sich aber auflöste. Die Sonne kam hervor und wärmte uns schön auf. Auch die „tricky currents“ meisterten wir mit viel Kraft und Energie. Marco schrie mich immer wieder von hinten an, rudern, was ich eigentlich gar nicht mag, denn dann hab ich immer das Gefühl wir seien kurz vor dem absaufen. Der Fluss wurde wieder ruhiger und wir paddelten durch eine traumhaft schöne Gegend, legten irgendwo für eine Mittagspause an um danach wieder weiter zu paddeln. Es gab immer wieder Stellen wo wir sehr vorsichtig sein mussten, aber mit meinem Steuermann im Rücken fühlte ich mich sehr sicher und war jeweils ganz froh, wenn wir wieder in sanfteres Gewässer kamen. Wir sahen sehr viele Weisskopfseeadler und waren fasziniert von unserer Umgebung.

Gegen 18.00 Uhr legten wir dann am Vekops Creek an, ein wirklich traumhaft schöner Platz, mit Sandstrand und Sicht auf die schneebedeckten Berge. Allerdings hatte es frische Bärenspuren. Wolfsspuren sahen wir auch, aber Wölfe sind so scheu und ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir noch einen sehen würden. Zum Abendessen gab es Aelpler Maccaroni und Salat, es schmeckte vorzüglich. Das Einzig schlechte an diesem Tag waren die Black Flies, die hatten es doch wieder voll auf uns abgesehen. Es wurde recht kalt und wir waren froh um unser Feuer. Kaum entfernte man sich ein paar Meter davon, wurde einem richtig kalt. Zum Glück hatten wir so gute Schlafsäcke dabei, die waren wirklich Gold wert.
Camp am Vekops Creek
Am 5. September, oh Wunder, war der Morgen sehr angenehm und wir paddelten bei blauem Himmel los, es war richtig schön. Unsere Fahrt führte durch traumhafte Täler und wir sahen immer wieder die Gletscherberge, es war herrlich. Kurz vor dem little Canyon kam wieder eine heikle Stelle, auch da klappte es hervorragend. Wir machten dann eine Mittagspause, leider ging es aber nicht lange und der Wind setzte wieder ein. Das Wetter verschlechterte sich massiv. Wir zogen weiter, unser nächstes Camp war nicht mehr weit, aber der Wind blies aus der Gegenrichtung und wir kamen kaum voran und es kostete uns viel Energie vorwärts zu kommen. Ja und dann kam der Regen. Wir legten an um unsere Regenkleider an zu ziehen und paddelten noch weiter bis zum Flood River wo wir gegen 18.00 Uhr ankamen. Kurz bevor wir anlegten streckte plötzlich ein Seelöwe seine Nase aus dem Wasser und schaute uns mit seinen grossen Augen ganz erstaunt an. Bestimmt hat er sich seine Sache gedacht. Auch ein Weisskopfseeadler kreiste über dem Fluss.
Regenkleider sind angesagt
Wir schleppten dann unser Gepäck ein Stück hinauf und schlugen bei strömendem Regen unser Camp auf. Wir spannten die Plane, machten ein Feuer und kochten Rissotto mit Pilzen. Dazu noch einen Salat und weil es ein so mieser Tag war gab es zum Dessert noch „Schoggibananen“. Ich nahm noch ein Bad im Crekk, es war saukalt und total mühsam wegen dem vielen Sand. Wir wärmten uns dann noch eine Weile am Feuer. Es war ein anstrengender Tag. Der Fluss hatte sehr viele Wellen, überall lagen Bäume im Wasser und man musste höllisch aufpassen. Und dann natürlich noch der Gegenwind, der das Ganze nicht erleichterte.

Am 6. September frühstückten wir bei Nebel, es hatte die ganze Nacht durch geregnet und der Tag sah nicht viel versprechend aus. Wir hatten bis 9.00 Uhr geschlafen, wir verpassten ja e nichts bei diesem Wetter. Dieter’s Barometer zeigte zwar gutes Wetter an, der Luftdruck stieg stetig, aber der Himmel sagte etwas anderes. Wir hatten uns sowieso entschieden, zwei Nächte hier zu bleiben und besseres Wetter ab zu warten. Nach dem wir gemütlich gefrühstückt hatten machten wir uns auf den Weg Richtung Flood Glacier. Die Wanderung sollte etwa 1 ½ Stunden ( pro Weg ) dauern. Wir liefen dem Fluss entlang über Steine, später dann über Bäume und dichtes Gebüsch und es war schon eher beschwerlich da voran zu kommen. Nach zwei Stunden war es dann aus, es gab kein durchkommen mehr und wir kamen nicht mehr weiter.
Camp am Flood River
Wenigstens hatte der Regen nach gelassen und durch den Nebel sah man in der Ferne den Flood Glacier. Wir hatten uns total verschätz mit der Zeit und den richtigen Weg hatten wir auch nicht gefunden, es machte überhaupt den Eindruck, als seien wir auf der falschen Seite vom Fluss. Da es aber keine Wanderwege, geschweige denn Wegweiser gibt, werden wir wohl nie wissen wo es wirklich lang ging. Wir legten dann eine kurze Pause ein um uns zu stärken, bevor wir uns wieder auf den beschwerlichen Rückweg machten. Auch wenn wir den Flood Glacier nicht aus der Nähe betrachten konnten, war es ein tolles Erlebnis und wir alle hatten Spass an unserem abenteuerlichen Ausflug. Wir sahen auch ganz frische Wolverine Spuren, das Tier muss wirklich unmittelbar vor uns durch gegangen sein. Vielleicht war er sogar noch ganz in der Nähe. Auch sahen wir wieder viele Wolfsspuren, leider blieb es nur bei den Spuren, wie gerne hätte ich einmal einen Wolf gesehen.
unterwegs zum Flood Glacier
Gegen 15.00 Uhr waren wir wieder in unserem Lager und schon wieder kam heftiger Wind auf und Dieter’s Zelt wurde kurzerhand durch die Luft gewirbelt. Wir fingen das fliegende Zelt ein und sicherten die Heringe dann noch mit grossen, schweren Steinen. Unser Zelt hatten wir von Anfang an gut gesichert und mussten uns um unser Domizil keine Sorgen machen. Wir machten dann wieder ein Feuer, was gar nicht einfach war. Erstens war das Holz extrem grün und alles war klatschnass. Wir kochten schon früh unser Abendessen. Heute gab es Tomatenspaghetti mit Thunfisch und natürlich Salat. Wir assen unter der Plane am warmen Feuer, da es immer wieder regnet und sehr unfreundlich war. Gegen Abend kam dann Hoffnung auf. Nachdem sich ein Regenbogen über den Fluss spannte, riss es auf und man konnte helle Streifen am Himmel sehen.
Flood River
Am 7. September standen wir dann um 7.00 Uhr auf und es sah nach einem schönen Tag aus. Nach dem Frühstück packten wir alles zusammen, was eine ganze Weile dauerte, und paddelten um 9.30 Uhr los. Es war schön warm und zu unserer Freude begleitete uns die Sonne, was für eine Wohltat. Leider dauerte es gerade mal 30 Minuten und wir fuhren in eine Nebelwand, welche glücklicherweise nach einer Weile wieder ein wenig lichter wurde. So vor mich hin paddelnd und immer nach Hindernissen im Wasser schauend, sah ich plötzlich etwas am linken Ufer stehen. Ich schaute hin und war total verwundert, wo kam den bloss dieser Hund her, weit und breit gab es hier keine Siedlung. Fast in der gleichen Sekunde war es mir aber klar, es war ein Wolf. Leider musste ich mich auf die Fahrt konzentrieren, der Fluss war unruhig und ich konnte daher auch kein Foto von diesem wunderschönen Tier, welches ganz majestätisch an der Flusskante stand, machen. Ich werde diesen Anblick mein Leben lang nicht vergessen, ich hatte solch eine Freude, es war einfach überwältigend. Der Wolf verzog sich dann wieder in die Büsche und ich musste mich sowieso voll auf’s Wasser konzentrieren.

Wir paddelten vorbei an Gletschern und schneebedeckten Bergen, nur schade dass das Wetter so schlecht war, wie hätte es wohl ausgesehen bei schönem Wetter, bestimmt traumhaft. Irgendwie konnte ich mir dieses Bild vorstellen. Um 15.00 Uhr begann es schon wieder zu regnen und kalt war uns schon lange. Es war langsam ermüdend bei diesem Regen und dieser Kälte. Abends um 18.30 Uhr legten wir dann beim Great Glacier an und organisierten uns so gut es eben ging. Zum Z’ Nacht gab es Hörndli an Pilzsauce, letztere brannte uns an, aber bei diesem grausligen Wetter schmeckt sogar angebrannte Pilzsauce ganz fantastisch. Um 10.00 Uhr waren wir dann im warmen Schlafsack und hörten wie es draussen nur so runter plätscherte.

Am Morgen des 8. September’s goss es noch immer wie aus Eimern und wir hatten es gar nicht eilig auf zu stehen. Nach dem Frühstück machten wir dann eine Wanderung zum Great Glacier. Hier gab es sogar einen Pfad welcher durch den märchenhaften Regenwald führte. Der Blick welcher sich uns bot war atemberaubend. Im kleinen See trieben Eisschollen und Eisberge und im Hintergrund leuchtete das Blau des Gletschers hervor. Wirklich schön, leider war es noch immer so verhangen. Zurück im Camp wurde zuerst einmal ein Feuer gemacht. Marco hatte am Morgen ja noch eine Lastwagenfelge gefunden, welche man hier als „Feuertopf“ benützt. Dieses Teil hatten wir nun ganz nah an unserem Lager und hatten nun auch warm wenn wir an unserem Tisch sassen.
Eisschollen im Outwash Lake
Wir entschlossen uns für einen „Saubermann“ Tag. Es wurde Wasser gekocht und wir duschten uns ausgiebig und vor allem warm. Die Männer rasierten sich sogar noch, ja, man(n) weiss ja nie wer noch kommt. Inzwischen war ein reger Betrieb auf dem Fluss. Wir waren ja nicht mehr all zu weit von Wrangell entfernt und so wie es uns schien, hat dort jeder ein Motorboot. Irgendwann legte dann auch ein Boot bei uns an und die vier Passagiere meinten, dass sie zum Gletscher gehen würden und dann noch schnell bei uns rein schauen würden. Auch sahen wir heute wieder einen Seelöwen, direkt von unserem Platz aus konnten wir ihn beobachten, es war total herzig. Es war überhaupt ein interessanter Ausblick von unsrem Lager aus. Eisschollen welche aus dem Outwash Lake geschwemmt wurden trieben den Fluss runter, Weisskopfseeadler drehten ihre Kreise und die wunderschönen Berge vor uns. Trotz des schlechten Wetters fühlte ich mich wie der glücklichste Mensch auf Erden.
Man(n) weiss ja nie wer noch kommt........
Die vier vermeintlichen Amerikaner kamen dann nach einer Weile wieder zurück und wir setzten uns zusammen hin. Im Gespräch stellte sich dann heraus, dass sie aus Watson Lake, Canada kamen. Es stellte sich dann auch heraus, dass Dieter den Einen von ihnen schon mal beim Doktor gesehen hat und der Eine, welcher Barry oder so hiess, sogar unseren Bekannten, Richard, welcher eine Farm in der Nähe von Iskut hat, kennt. Die Welt ist eben manchmal schon klein. Am Abend hatten wir ein grosses Feuer welches uns wärmte bis wir zu Bett gingen. Es regnete wieder unaufhörlich.
grau in grau
Der nächste Morgen, wir schrieben den  9. September war wohl der grässlichste Tag seit wir unterwegs waren. Am liebsten wären wir gar nicht aufgestanden. Es regnete in Strömen und der Fluss war um 15 cm angestiegen. Unseren „Hausgletscher“ sah man kaum noch und das Wetter verschlechterte sich stetig. Wir entschlossen uns dennoch zur Weiterfahrt. Um 10.30 Uhr bestiegen wir unsere Kanus und paddelten bei heftigem Regen und Gegenwind los. Als wir die Grenze zu Alaska überquerten, sahen wir einen Schwarzbären, welcher gerade dabei war das Boundary House zu inspizieren. Diese Hütte war wohl noch ein Ueberbleibsel vergangener Tage als die Goldsucher in Scharen den Stikine River hoch kamen um das grosse Glück zu finden.

Das Wetter verbesserte sich nach dem Mittag ein bisschen, aber wirklich nur ein bisschen und bald regnete es schon wieder wie aus Eimern. Obschon wir hart mit rudern beschäftigt waren kroch uns die Kälte langsam in die Knochen. Wir wussten von warmen Quellen welch ganz in der Nähe sein mussten, die Frage war nur wo. Wir mussten den richtigen Slough finden, damit wir nicht daran vorbei paddelten und dass war gar nicht einfach. Wir nahmen Dieter ins Schlepptau und paddelten durch stilles Wasser, immer in der Hoffnung auf dem richtigen Weg zu sein. Wir sahen dann vermehrt Müll im Wasser, was für uns auch hiess, dass die Chief Shakes Hot Springs nicht mehr weit sein konnten. Wir fanden die warmen Quellen auf Anhieb und die Freude war riesig, als wir nach einem kurzen Marsch plötzlich ein Holzgebäude vor uns sahen. Es war unglaublich, wir hatten es geschafft und die Hot Springs waren vor uns. Welch eine Freude!
Chief Shakes Hot Springs
An Wochenenden muss hier viel los sein, dass merkte man nur schon der Infrastruktur an. Wir waren noch 28 Meilen von Wrangell entfernt, für Alaskaner absolut keine Distanz. Natürlich kommen alle mit dem Motorboot. Hier hat es eine
„enclosed and an open-air hot tub“,  sogar Umkleideräume und Toiletten waren vorhanden. Einfach Grossartig. Die Hot Tube im Gebäude war uns zu heiss und wir setzten uns dann draussen in das Holzfass und dort blieben wir eine Stunde lang sitzen und genossen die Wärme und tranken unser letztes Bier.

Irgendwann mussten wir aber wieder weiter, was uns aber nicht unbedingt anmachte, aber da kamen wir nicht drum herum. Schön aufgewärmt ging es dann weiter. Wir sahen wieder Adler und Seelöwen, manchmal streckten diese kleinen Witzlinge ihre Köpfe in unmittelbarer Nähe des Kanus aus dem Wasser und schauten uns ganz verdutzt an. Am Abend legten wir am Shakes Slough an. Hier übernachteten wir kurzerhand in einer Hütte, wir hatten kalt und alles war nass. Es war recht angenehm mal am trockenen zu schlafen, schlafen war fast zuviel gesagt, zersägte doch unser lieber Freund exakt in dieser Nacht mindestens einen Steer Holz. Auch am anderen Morgen nicht Neues. Wir erwachten mit dem wohlbekannten Geräusch in den Ohren. Regen. Wir frühstückten ausgiebig, schliesslich hatten wir noch 40 harte Kilometer vor uns. Heute gab es nicht so viel zusammen zu packen, mussten wir ja für einmal unsere Zelte nicht aufstellen.
kurz vor der "grossen Ueberquerung"
Um 10.30 Uhr legten wir dann ab und paddelten im inzwischen beinahe stillstehenden Fluss, dies brauchte Kraft und war wirklich anstrengend. Auch kam wieder Nebel auf und wir wussten, dass wir uns unbedingt immer links halten mussten, damit wir den richtigen Weg nach Wrangell kriegten. Nach zwei zermürbenden  Stunden machten wir dann mal Rast um Energie in Form von Futter zu tanken. Unglücklicherweise verpassten wir den richtigen Zeitpunkt für die Ueberfahrt, es war bereits Flut und diese zwei Stunden bis Wrangell waren wohl die härtesten auf unserer ganzen Tour. Mit Dieter im Schlepp ruderten wir verbissen gegen die Gezeiten. Es war brutal, man hatte das Gefühl nicht vom Fleck weg zu kommen.

Immer wieder trieb uns die Strömung ab. Mein Nacken brannte wie Feuer und die wenigen Muckies die ich hatte fühlten sich an wie Heissluftballone. Nach 380 Kilometern hatten wir es geschafft und erreichten um 16.00 Uhr Alaska Time den Hafen von Wrangell. Es war eine super schöne, teils sehr anstrengende Tour und trotz all den Strapazen wäre ich gerne noch länger unterwegs geblieben. Nun mussten wir uns nur noch beim Zoll anmelden und die Einreisepapiere ausfüllen. Leider war der Zoll aber geschlossen und so machten wir uns eben auf die Suche nach einem Hotel. Nach dem wir endlich eine zahlbare Bleibe gefunden hatten genehmigten wir uns erstmal ein Bier in einer Bar. Wir waren in einen Privatklub geraten, wo wir freundlicherweise aufgenommen wurden, es ist eben schon ganz toll wie unkompliziert das Volk hier ist. Wir gingen danach ins Steekine Hotel zum Abendessen und besuchten danach noch einmal eine Bar bevor wir dann gegen zehn Uhr ins Hotel zurück gingen.
Schlepperei zur Fähre
Am Morgen des 11. Septembers, wie konnte es anders sein, regnete es wie gewohnt. Wir machten uns auf den Weg zu unseren Kanus welche wir im Hafen festgemacht hatten. Es war noch alles an seinem Ort und wir paddelten zum Ferry Terminal. Wir mussten all unseren Bagage das steile Ufer rauf schleppen, was wir aber doch innert Kürze schafften. Um 9.30 Uhr legte die MV Kennicott Richtung Skagway ab. In Petersburg legten wir kurz an, ein herziges kleines Fischerdorf. Man sah den norwegischen Einschlag sehr gut und es erinnerte mich an unsere Ferien in Norwegen. Auch des Wetters wegen!
MV/Kennicott
Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen, die Sicht war gut und wir kamen in den Genuss der Kulisse der schneebedeckten Küstenberge und den Gletschern. Immer wieder sahen wir kleine Eisschollen im Meer treiben und es war eine wirklich interessante Fahrt. Wir legten uns eine Weile hin und dösten so vor uns hin, bis wir plötzlich merkten, dass da Wale in unmittelbarer Nähe des Schiffes waren. Natürlich standen wir sofort auf, schliesslich konnten wir uns dieses Schauspiel nicht entgehen lassen. Immer wieder tauchten diese riesen Kolosse ab um sich dann später mit einer Wasserfontaine wieder bemerkbar zu machen. Das war wirklich spannend.
unsere Bleibe auf Deck
Vor fünf Jahren fuhren wir ja schon einmal die Inside Passage, damals war das Wetter aber ganz schlecht und alles war verhangen, man sah kaum was von der Landschaft. Nach dem Abendessen, welches nicht unbedingt ein Hit war setzten wir uns noch kurz in die Bar wo wir einen Krug Bier bestellten. Die MV Kennicott ist ein neueres Schiff und mit allem erdenklichen Luxus für „Tramper“ ausgerüstet. Super sanitäre Einrichtungen, Duschen mit richtig heissem Wasser und sogar Frotté Tücher gab es. Unsere wichtigsten Sachen legten wir ins Schliessfach, da wir keine Kabine wollten. Wir schliefen auf dem obersten Deck, welches nur zur Hälfte gedeckt ist. Unter dem Dach hatte es genügend freie Liegeplätze und wir genossen den Schlaf im Freien. Da das Deck mit Heizstrahlern ausgerüstet ist, mussten wir auch nicht frieren. Eine tolle Sache. Nach einer kurzen Nacht mussten wir bereits wieder um 4.30 Uhr aufstehen. Es regnete! Wir hatten nicht so gut geschlafen und waren noch richtig müde. Um 5.00 Uhr legten wir dann in Skagway an. Conny, Dieters Frau erwartete uns bereits und es dauerte noch eine ganze Weile bis wir unsere sieben Sachen wieder verstaut hatten. Connys Eltern waren mit Martin noch im Motel und der Nebel hing tief über der noch verschlafenen Stadt.
Skagway, Alaska
Wir gingen um 7 Uhr frühstücken und unternahmen danach einen Bummel durch die alte Goldgräberstadt, welche inzwischen eine richtige Touristenattraktion geworden ist. Wir trafen uns dann wieder beim Motel und fuhren gegen 11 Uhr los. Die Fahrt über den White Pass führte durch stockdicken Nebel und von der schönen Landschaft war kaum etwas zu sehen. Die Einreise nach Canada klappte ohne grosse Probleme, obschon wir in Alaska nicht auf dem Zollamt waren. Inzwischen klarte es auch auf und die Landschaft zeigte sich in allen Farben. Die Büsche und Bäume leuchteten gelb und rot und es wurde immer schöner. In Carcross machten wir noch einen Stopp und ich musste natürlich den General Store genauer unter die Lupe nehmen. Im Laden drin, fühlte man sich gleich ein Jahrhundert zurück versetzt. Alles ist noch so eingerichtet wie damals, als die Goldsucher auf der Suche des Eldorados waren, einfach ganz toll! Ich stellte mit vor wie es damals zu und her gegangen sein musste, auf mich wirkt diese noch junge Historie einfach absolut faszinierend.
Emerald Lake, Yukon
Auch bei den Sanddünen machten wir einen Stop und erkundeten diese interessante Gegebenheit. Beim Robbinson Goldmine Camp machten wir dann noch einmal Halt bevor wir dann endgültig Richtung Whitehorse fuhren. Wir suchten unsere Wohnmobilvermitung auf, aber da wir einen Tag zu früh waren, war niemand anwesend. Offenbar war es bereits ruhig im Yukon. Später dann, stellten wir unsere Zelte auf dem Campground von Takini Hot Springs auf. Nachdem wir alles zum trocknen ausgebreitet und aufgehängt hatten machten wir uns dann auf in die Hot Springs. Natürlich bot sich uns nun ein ganz anderes Bild als ein paar Tage zuvor und es war absolut kein Vergleich zu unseren Hot Springs in der Wildnis. Aber natürlich genossen wir diesen Luxus trotzdem in vollen Zügen
Takini Hot Springs Camp
Am Morgen des 13. Septembers verabschiedeten wir uns von allen und fuhren danach mit dem Camper los. Zuerst suchten wir aber noch die Laundry auf und luden ein paar Maschinen. Während sich unsere Wäsche in den Trommeln drehte, gingen wir gleich noch einkaufen und stopften unseren Camper mit Food voll. Schliesslich war unsere Reise noch längst nicht zu Ende.